Focusing

Sie kennen das, Sie haben ein komisches Gefühl im Bauch, eine Ahnung, warum Sie etwas nicht oder doch tun sollten. Vertrauen Sie diesem inneren körperlichen Gefühl? Meist vertrauen wir mehr dem Kopf, weil unsere Gesellschaft dem „logischen“ Denken mehr Bedeutung einräumt, als den körperlichen Empfindungen. Im Focusing können Sie diesem körperlichen Spüren nachgehen und es bewusst mit dem Denken verbinden, indem Sie wertfrei und ganz konzentriert in Ihrem Inneren bleiben, um genauer zu fragen, was der Körper Ihnen damit sagen möchte. Oft weiß der Körper mehr über uns und unsere Dinge als uns bewusst ist.

Focusing – Eine einleitung

Focusing liegt einem humanistischen Menschenbild zugrunde und ist durch den personzentrierten Ansatz von C. Rogers geprägt.

Eugene Gendlin (.CC BY-SA 4.0)

Der amerikanische Psychotherapeut und Philosoph Eugene T. Gendlin, Schüler von C. Rogers, hat Focusing in seinen Therapievergleichsstudien „gefunden“ und durch seine Beschreibung „der 6 Schritte eines Focusing-Prozesses“ lernbar gemacht. Ganz wesentlich ist dabei, die Einbeziehung der eigenen Körperempfindungen. Jedes Erleben in uns ruft körperliche Reaktionen hervor, die von uns meist nicht wahrgenommen werden, auch die dazu gehörigen Ereignisse werden wieder vergessen oder verdrängt. Das „erinnern“ des Körpers bleibt jedoch unbemerkt in uns.

Im Focusing lenken wir die innere Achtsamkeit auf innere, körperliche Empfindungen und Prozesse und nutzen diese als „Pfad“ um uns einem Problem zu nähern und eine Lösung anzustreben. Eigentlich ist es somit eine Methode des Selbstmanagements und der Selbsthilfe, die von jeder Person gelernt werden kann.

Die durch Focusing hergestellte Beziehung zwischen körperlichen Empfindungen und dem eigentlichen Thema in uns lässt eine neue Sicht auf das Problem zu und eröffnet Wege zur Lösung.

Focusing ist körper-, erlebens-, beziehungs- und prozessorientiert. Es ist ein fortschreitender Prozess des Beachtens, Wahrnehmens, Annehmens und Verstehens dessen, was wir erleben.

Erleben trägt seine Bedeutung in sich

Zuerst einmal ist Focusing eine genaue Beschreibung eines inneren Erlebensprozesses. Die fokussierende Person beschreibt, was in ihr geschieht, wenn sie ihre Achtsamkeit auf ihre gegenwärtige Befindlichkeit richtet. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf den Augenblick im körperlichen Spüren, dem Felt Sense in diesem Augenblick. Diese gefühlte Bedeutung verlangt nach einem nächsten Schritt, im sog. Carrying forward, werden Lösungen möglich. Der Focusing-Prozess, vom vagen Spüren zum klaren und deutlichen Erleben der Bedeutung und weiter zum Ausdrücken und Handeln, hat einen zyklischen Charakter.

Daher findet Focusing in vielen Berufsfeldern Anwendung: im Gesundheits- und Sozialwesen, in der Psychologie, im Coaching und in der Beratung, in der Pädagogik, in Körper- und Traumatherapien, in Ausdruckformen der Musik, Malerei und des Tanzes und auch in der Philosophie.